(Hier folgen die ungekürzten Fassungen der Laudation, die in Übersetzen Heft 2/2024 in gekürzter Version abgedruckt ist)
Verleihung der VdÜ-Ehrengabe 2024
Liebe Ebba!
Im Namen des Vorstandes und des gesamten VdÜ darf ich dir heute die Ehrengabe unseres Berufsverbandes überreichen. Wie du weißt, ist die Gabe undotiert, sie besteht aus diesem Schreiben, einer kleinen Aufmerksamkeit und der größeren Aufmerksamkeit, die in der öffentlichen Anerkennung liegt. Anerkennung – und Dank – dafür, dass du dich über viele Jahre besonders um die Verbandsziele und das Literaturübersetzen allgemein sowie um die Kolleginnen und Kollegen verdient gemacht hast.
Ein großes Verbandsziel seit Jahrzehnten ist die Sichtbarmachung unserer Berufsgruppe, untrennbar gehört sie zum noch größeren Verbandsziel, ein besseres Einkommen für uns alle zu erreichen, dazu. Wie genau diese Sichtbarmachung stattfinden kann, das unterliegt dem Wandel der Zeiten. Früher war es die Nennung von Übersetzer:innen in der Titelei, die inzwischen längst Standard ist. Dann in bibliografischen Angaben, in Rezensionen, Print wie Radio wie Fernsehen, inzwischen auch in Podcasts. Wir beackern diese Felder, und ständig kommen neue hinzu. Nicht immer ist von Anfang an klar, wo es nun wirklich auf Präsenz ankommt, und dann muss sich ja auch noch jemand finden, der oder die bereit ist, für diese Präsenz zu sorgen. Auf einem dieser inzwischen auch schon nicht mehr ganz neuen Felder tummelst du dich – zusammen mit Brigitte Große – seit 2011 mit enormer Ausdauer: Auf dem Facebook-Account des VdÜ erscheinen täglich (!) mehrere Posts, die im engeren oder weiteren Sinne mit unserem Beruf zu tun haben. 2.732 Follower hat der Account derzeit – und je nachdem, was da gepostet wird, entstehen interessante Diskussionen.
Noch etwas länger, nämlich seit 2008, warst du die „Hoffotografin“ des VdÜ. Vor allem bei den Mitgliederversammlungen und den Jahrestagungen hast du fotografiert, was das Zeug hielt. Durch deine Position hinter der Kamera bist du nur selten auf den Bildern zu sehen – aber dadurch, dass du stets sämtlichen Wolfenbüttel-Workshops einen Besuch abgestattet hast, warst du wohl eine der meistgesehenen, sichtbarsten Kolleg:innen. Zumal deine Vorliebe für intensive Farben dich nie wirklich in den Hintergrund treten ließ.
Die Präsenz auf Veranstaltungen und das Erbeuten von Fotos vor Ort ist eine Sache – die tausende von Bildern dann aber auch noch zu sichten, sinnvoll zu bezeichnen, zu sortieren und zu archivieren, das ist eine Zusatzarbeit, die im Verborgenen geschieht. Dank deines Fleißeinsatzes im Herbst 2021 ist nun alles, was von dir und deinen Vorgänger:innen fotografisch festgehalten wurde, an einem Ort versammelt und durchsuchbar, es gibt jetzt ein „visuelles Verbandsgedächtnis“, das nicht nur kurz nach der Tagung und der MV die Teilnehmer:innen erfreut, sondern auch für die Pressearbeit und historisch von unschätzbarem Wert ist.
Dass du das Amt der „Hoffotografin“ nun in jüngere Hände abgegeben hast, zeugt von deiner vorausschauenden Art und deinem steten Wunsch nach neuen Impulsen – und ist für uns der Anlass, die diesjährige Ehrengabe dir zu überreichen.
Gründe gibt es aber noch viel mehr!
Du bist haltungsstark und meldest dich zu Wort. Und zwar schon seit Bergneustadt. (Für die Jüngeren: Das Wolfenbüttel der 1970er, 80er und 90er Jahre!) Du bist eine große Netzwerkerin. Du bist neugierig – auf Themen wie auf Menschen. Letzteren begegnest du aufmerksam und mit Zuneigung, was in unserem einzelkämpferischen Beruf jedem und jeder guttut! Du verkörperst manches von dem, was unsere Zunft und unseren Verband so erfreulich macht, nämlich Loyalität und Zugewandtheit, kommunikatives Talent und Bereitschaft zu tun, was getan werden muss. So hast du 2020 bis Anfang 2024 noch mal eben flugs das Amt der Schriftführerin des Freundeskreises übernommen und so mit dafür gesorgt, dass jährlich ca. 30.000 Euro an in Form von Stipendien an Kolleg:innen verteilt wurden. Du hast mehrfach die Deutsch-Norwegische ViceVersa-Werkstatt geleitet. Du bist, wie die meisten von uns, nicht nur als Übersetzerin (übrigens aus dem Englischen und Norwegischen, gelegentlich aus dem Dänischen) tätig, sondern auch als Autorin von Sachbüchern, Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln und Rundfunkfeatures, (Die Titelliste aller von dir übersetzten Bücher, Aufsätze und Artikel ist etwa fünfzehn Seiten lang.) Du begleitest Berufsanfänger:innen bei ihrer ersten Übersetzung und manchmal auch noch einige Zeit darüber hinaus.
Seit 1986 bist du aus der Übersetzer:innenszene nicht wegzudenken, und darum ist es nun an der Zeit, deinen Einsatz gebührend zu würdigen.
Danke, Ebba!