1997: Die Internet-Ära beginnt - auch für Übersetzer (Ein Blick zurück, Folge 2)

23.01.2020

Sooo lange ist es gar nicht her, da stellte Wolf Harranth in unserem Heft die entscheidende Frage: „Haben Sie häufig und auf vielen Themengebieten nach Aberwitzigstem zu recherchieren?“ Wer diese Frage verneinen könne, so befand er, der brauche sich mit dem Internet nicht zu befassen. Für den „genügt auch weiterhin die nächstgelege Fachbücherei, allenfalls ein CD-Laufwerk (…) und, im Notfall, eine e-mailierende Bezugsperson in Reichweite.“

Was für eine Vorstellung, im Rückblick, man könnte für irgendein Projekt nicht „Aberwitzigstes“ aus unzähligen Themengebieten zu reherchieren haben! Die nächstgelegene Bibliothek könnte einem ausreichen, um alles nachzuschlagen, was das Wörterbuch nicht hergibt!

(Das hat sie natürlich nie: Zeitzeug*innen wissen zu berichten, dass man sich vor dem Internet auf persönliche und berufliche Netzwerke stützte, um sein Wissen zu erweitern – per Telefon und per Papierpost zum Beispiel.)

Im Jahr 1997 jedenfalls nahm unser Autor die Leserschaft dieser Zeitschrift (welche tatsächlich zu Beginn jenes Jahres noch „Der Übersetzer“ hieß!) freundlich, aber bestimmt an die Hand, um ihnen beim „Launch in den Cyberspace“ ein wenig Anschwung zu geben. Einen kleinen Seitenhieb auf die Lektorenzunft ließ er sich dabei übrigens nicht nehmen: „[Wenn] Ihre Ansprechpartner allesamt im Verlagslektorat sitzen, können Sie sich Internet definitiv sparen, denn in den Lektoraten will man sich ja nicht mit elender Bildschirmarbeit die Augen verderben; daher endet der technische Fortschritt dort beim Fax.“
(Zitate aus Heft 01/1997, S. 7-8)

Im Cyberspace jedenfalls warteten topaktuelle Newsgroups auf die mutigen Übersetzer*innen – bitte nachschlagen, was das war -, dazu informative CompuServe-Foren – dito – und, wie dem Kollegen Rainer Schmidt schon damals auffiel, ein neuer Anbieter unter der URL-Adresse amazon.com, „ein amerikanischer Buchversender mit angeblich 2,5 Millionen Titeln (neu und aus zweiter Hand), der sich vor allem zum Bibliographieren schön eignet; ob der Versand was taugt, hat noch niemand ausprobiert“.
(Aus Heft 02/1997, S. 15-16)

Von diesem historischen Zeitpunkt an hat Wolf Harranth dankenswerterweise nie aufgehört, seine Kolleg*innen mit verdaulichen Wissenshäppchen über die Welt des Internets und der Computer zu versorgen. Seine Kolumnen begleiten uns weiterhin und sind im Archiv unter dem Themenschlagwort „PC-Rubrik“ zu finden:
https://zsue.de/thema/pc-rubrik/ (gs)