Eugen-Helmlé-Preis an Andreas Jandl

(Dies ist die ungekürzte Fassung der Laudatio, die in Übersetzen Heft 01/2022 in Auszügen abgedruckt ist)

Lieber Andreas Jandl, sehr geehrter Herr Intendant Martin Grasmück, sehr geehrter Herr Präsident der Metall- und Elektroindustrie Saar Oswald Bubel, sehr geehrter Herr Bürgermeister der Stadt Sulzbach Michael Adam, liebes Publikum,

Wie wurde Andreas Jandl zum literarischen Übersetzer?  Diese Frage stellt sich, denn das literarische Übersetzen ist doch eher eine Tätigkeit, die im Verborgenen stattfindet und keine offensichtliche Berufswahl. In der Liste der beliebtesten Berufe sucht man den literarischen Übersetzer vergeblich zwischen all den Feuerwehrmännern, Polizisten, Lehrern, Managern und Anwälten. Als Sohn eines Augenarzt- Ehepaars war Andreas Jandl höchstens für das scharfe Hinschauen prädestiniert, aber nicht unbedingt für die Beschäftigung mit Sprache.

Andreas Jandl wächst in Hattingen an der Ruhr auf. Als 17jähriger ist er von einer Inszenierung des Stücks „Warten auf Godot“ derart begeistert, dass er sich den Text kauft und eher zufällig an die dreisprachige Ausgabe gerät mit der Originalfassung auf Französisch, der englischen Fassung von Beckett und der deutschen Übersetzung. Unglaublich fasziniert ist er von diesem Vorgang, bei dem sich ein Text in anderen Sprachen zwar verändert, sich aber trotzdem treu bleibt.

Dieses frühe Beckett-Erlebnis finde ich bedeutend, denn dort ist schon alles angelegt, was den späteren Weg von Andreas bestimmen wird: die Leidenschaft für das Theater, für das Übersetzen und für die französische und englische Sprache. Nur ein paar Jahre später studiert Andreas Jandl an der Humboldt-Universität in Berlin Theaterwissenschaften mit Anglistik und Romanistik als Nebenfächern.

Wenn Andreas Jandl auf seine humorvolle Art davon berichtet, wie er zum Experten für Québecer Theater und Literatur wurde und letztendlich zum literarischen Übersetzer aus dem Englischen und Französischen, klingt es ein wenig wie der Roman „Nikolski“ des Montrealer Autors Nicolas Dickner, den Andreas auch übersetzt hat: eine Reihe von unwahrscheinlichen Zufällen und glücklichen Schicksalsfügungen!

Ein Aushang an der Humboldt-Universität über das kanadische „Work and Travel“- Programm ist der Auslöser für den ersten von vielen Aufenthalten in Kanada. Und weil der Kinofilm „Jésus de Montréal“ von Denys Arcand ihn als Jugendlichen beeindruckt hat, entscheidet er sich für Montréal und die französischsprachige Provinz Québec!

In Montréal angekommen, auf der Suche nach Arbeit, läuft Andreas regelmäßig am Goethe Institut vorbei, wo sich eines Tages ein zufälliges Treffen mit der damaligen Leiterin der Bibliothek, Elisabeth Morf, ergibt. Ein wenig später wird wie von Zauberhand dort die begehrte Praktikumsstelle für ihn frei. Der ursprüngliche Kandidat ist nicht erschienen. Würden wir uns in einem Roman befinden und wäre Andreas nicht so ein feiner und rücksichtsvoller Mensch, würden wir uns vermutlich fragen, ob er da etwa seine Hände im Spiel hatte!

Und wieder hat Andreas Glück: Frau Morf ist damals das Epizentrum eines großen Kulturnetzwerks zwischen Québec und Deutschland. Sie macht Andreas mit der Theaterszene Québecs bekannt, was in letzter Konsequenz dazu führt, dass er an der Université du Québec à Montréal sein Masterstudium in Theaterwissenschaften absolviert und zwei Jahre in Montréal lebt.

Kurz vor seiner Rückreise nach Berlin, mit dem Master in der Tasche, setzt sich Andreas Jandl an einen Computer der Unibibliothek in Montréal und tippt die Begriffe „Berlin“ und „Québec“ ins Internet. Wir schreiben das Jahr 2000, eine Zeit, in der das Internet wirklich ziemliches Neuland war. Daraufhin spuckt das Gerät orakelgleich die Internetseite des Kulturbüros von Québec in Berlin aus. So hieß damals noch die Vertretung der Regierung von Québec, die erst ein Jahr zuvor eröffnet hatte. Die besagte Internetseite hatte ich gerade mit bescheidenen Mitteln zurechtgebastelt und online gestellt.

Sie können sich nun bestimmt denken, was dann passierte. Andreas Jandl wurde der allererste Praktikant der Vertretung der Regierung von Québec in Berlin.

Das Praktikum führte ihn wieder einen Schritt weiter. Er lernte, wie man eine Québecer Fahne bügelt für einen offiziellen Staatsbesuch.

Für seine Karriere vielleicht doch entscheidender: das Kulturbüro hatte gerade eine Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Rundfunk begonnen.

So kam es für Andreas Jandl auch zu den ersten Übersetzungsaufträgen von Québecer Theaterautor*innen für Anette Kührmeyer, die bis heute Hörspiel Chefin beim Saarländischen Rundfunk ist. Nach Übersetzungen von Michel Tremblay und Carole Fréchette folgten weitere Stücke, auch im Rahmen des Saarbrücker Festivals Primeurs für frankophone Gegenwartsdramatik.

Mit dem Festival Primeurs und dem frankophonen Fokus im Hörspiel ist der Saarländische Rundfunk ein wichtiger und in der deutschen Rundfunklandschaft einzigartiger Partner für die Vermittlung von französischsprachiger Dramatik in deutscher Übersetzung.

Umso mehr freue ich mich, dass sich heute für Andreas Jandl ein Kreis schließt! Sein erster Übersetzungsauftrag kam vom Saarländischen Rundfunk. Heute erhält er hier im Studio des Saarländischen Rundfunks den angesehenen Eugen-Helmlé-Übersetzer Preis!

Bevor sich Andreas Jandl ab dem Jahr 2006 hauptberuflich der literarischen Übersetzung widmete, leitete er unter anderem eine Lesungsreihe neuer französischer Dramatik am Gorki Theater in Berlin, arbeitete für mehrere Theaterfestivals und war zwei Jahre lang für das Bureau International de l‘Édition française in Paris tätig, wo er die Kulissen des Verlagswesens kennen lernte.

Andreas Jandl hat einmal im Rahmen einer Diskussionsrunde erwähnt, er sei als „Dilettant“ zum literarischen Übersetzen gekommen. Der Duden hält zwei Bedeutungen parat, eine davon „eine Person, die nicht fachmännisch arbeitet“ schließe ich von vorneherein aus, sonst wären wir wohl heute nicht hier!!! Nein, gemeint ist hier eine „Person, die sich mit einem bestimmten Gebiet nicht als Fachmann, sondern aus Liebhaberei beschäftigt“. Das Literarische Übersetzen lernte Andreas Jandl, wie viele seiner KollegInnen, nicht an der Universität, er gelangte auf anderen Wegen dorthin.

Liebhaberei würde ich hier gerne durch Leidenschaft ersetzen, die auf jeden Fall im Spiel ist, wenn man, wie Andreas Jandl, mehrere Jahre lang nebenbei, oft abends, intensiv das literarische Übersetzen übt und betreibt.

Umso wichtiger sind für den Beruf andere Möglichkeiten der Fortbildung und Professionalisierung, die Andreas Jandl intensiv nutzte, wie zum Beispiel die Übersetzerwerkstatt im Literarischen Colloquium Berlin, das renommierte Goldschmidt Programm oder das Europäische Übersetzer-Kollegium in Straelen.

Heute engagiert sich Andreas Jandl aktiv für den Nachwuchs und gibt als Mentor und Dozent sein Wissen und seine Erfahrungen weiter. Demnächst wird er an der Universität Düsseldorf Gastdozent sein, im Rahmen des Masterprogramms Literarisches Übersetzen.

Ausgezeichnet wird Andreas Jandl unter anderem für die Vielfalt seiner Übersetzungen.

Auch wenn der Fokus heute auf seinen Übersetzungen aus dem Französischen liegt, möchte ich nicht verschweigen, dass Andreas Jandl genauso viel, genauso gut und genauso gerne aus dem Englischen übersetzt! Er hat sich zum Beispiel mit den Übersetzungen von Autoren des sogenannten „Nature Writing“ einen Namen gemacht. Für die Übertragung des Buchs „Der Wanderfalke“ von J.A. Baker erhielt er, zusammen mit Frank Sievers, 2017 sogar den Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis.

Zu dieser Vielfalt der Sprachen, kommt eine Vielfalt unterschiedlicher literarischer Gattungen. Wie gesagt, übersetzte Andreas Jandl zuerst Theaterstücke. Besondere Erfolge feierte er mit der Übersetzung von Kinder- und Jugendstücken. Im Jahr 2012 wurden seine Übersetzungen der Stücke von Pascal Brullemans aus Québec und Mike Kenny aus Großbritannien für den deutschen Kindertheaterpreis nominiert, bzw. ausgezeichnet. Seine Übertragung des Stücks „La Liste“ der Québecer Autorin Jennifer Tremblay erhielt im Jahr 2010 den Publikumspreis des Festivals Primeurs.

Nach seiner Teilnahme am Goldschmidt-Programm im Jahr 2004, übersetzte Andreas Jandl bald auch Romane: Den Anfang machten Werke von Gaétan Soucy (den er zusammen mit Frank Sievers übersetzte) und Nicolas Dickner, beide prägende Autoren aus Québec.

Die Lyrik, eine literarische Gattung, die noch einmal ganz andere Herausforderungen an den Übersetzenden stellt, gehört seit kurzem auch zum „Portfolio“ von Andreas Jandl.

Noch bemerkenswerter als die Vielfalt der literarischen Gattungen ist aber die Bandbreite der Stimmen, die Andreas Jandl übersetzt. Unter ihnen findet man die ruandische, in Frankreich lebende Autorin Scholastique Mukasonga, die Äthiopierin und US-Amerikanerin Maaza Mengiste, aber auch die indigene Dichterin aus Québec Natasha Kanapé Fontaine.

Exemplarisch möchte ich hier nur vier Beispiele von vielen genauer beleuchten.

David Diop, der kürzlich den diesjährigen internationalen Booker Preis gewann, ist ein franko-senegalesischer Autor. In seinem Roman „Nachts ist unser Blut schwarz“ geht es um das Schicksal der senegalesischen Soldaten, die im ersten Weltkrieg für Frankreich kämpften. Es ist Andreas Jandl gelungen, den im französischen Originaltext als Unterströmung angelegten senegalesischen Wolof Dialekt kongenial wiederzugeben, eine Litanei, die in Wellen und immer neuen Variationen anrollt.

Elisa Shua Dusapin, die ich herzlich begrüße, ist eine in der Schweiz lebende Autorin mit südkoreanischen und französischen Wurzeln. Im Roman „Winter in Sokcho“, der in einem südkoreanischen Badeort angesiedelt ist, trifft die Protagonistin, die ihren französischen Vater nie kennen gelernt hat, auf einen berühmten Comic-Zeichner aus Frankreich. Die Übersetzung von Andreas Jandl schafft es meisterhaft, die komplexe Verbindung, die sich zwischen diesen beiden Menschen entfaltet, aber auch die besondere Atmosphäre des verlassenen winterlichen Badeortes an der nordkoreanischen Grenze zu vermitteln.

Christian Guay-Poliquin wiederum, gehört zu den jungen Québecer Autoren, die zum Gastland Auftritt von Kanada bei der Buchmesse in Frankfurt zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt wurden.

Im Buch „Das Gewicht von Schnee“ geht es um zwei Männer, die eine Zweckgemeinschaft eingehen müssen, nachdem sie, eingeschneit und ohne Strom, von der Außenwelt abgeschnitten werden. Andreas Jandl hat hier, zusammen mit Sonja Finck, die 2019 mit dem Eugen-Helmlé Übersetzerpreis ausgezeichnet wurde, alle Erscheinungsformen und Aggregatzustände von Schnee, aber auch die subtile Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden wortkargen Männern gekonnt ins Deutsche gebracht.

Joséphine Bacon, mein letztes Beispiel, ist eine 75-jährige indigene Dichterin aus Québec. In ihren Gedichten auf Französisch und Innu-Aimun thematisiert sie das Leben der Innu in der Vergangenheit und heute, dazu gehört auch die Zerstörung der indigenen Kultur durch die französische und britische Kolonisierung. Josephine Bacon hat selbst als Kind noch das Nomadenleben gekannt, bevor auch sie in eins der berüchtigten Internate gebracht wurde, über die in den letzten Wochen auch in Deutschland berichtet wurde. Andreas Jandl und Jennifer Dummer standen vor der großen Herausforderung, Gedichte zu übersetzen, die von einer ganz fremden Lebenswirklichkeit zeugen. Kultur und Geschichte der indigenen Völker sind nicht mal der großen Mehrheit der Kanadier vertraut. Indigene Literatur findet dort seit wenigen Jahren eine gewisse Öffentlichkeit.

Ich möchte hier ein Gedicht von Joséphine Bacon vorlesen, aus dem Band „Uiesh. Irgendwo“, der demnächst im KLAK Verlag erscheint. Dieses Gedicht versteht nur, wer sich mit dem Nomadenleben der Innu beschäftigt hat, die im Herbst eine wochenlange beschwerliche Reise zu ihren Jagdgründen in den Norden unternahmen, um im Frühling die gleiche Strecke in die andere Richtung zurückzulegen. Dies geschah per Kanu, aber auf manchen Abschnitten mussten sowohl Kanu als auch Ausrüstung und ältere Menschen getragen werden (achten Sie auf das ungewöhnliche Verb „portagé in der französischen Version“). Während dieser großen Wanderungen, die keine Pausen erlaubten, wurden auch Kinder geboren.

 

Originalversion auf französisch :

 

Je n’ai pas la démarche féline

J’ai le dos des femmes ancêtres

Les jambes arquées

De celles qui ont portagé

De celles qui accouchent

En marchant

 

Deutsche Übersetzung von Andreas Jandl und Jennifer Dummer

 

Ich gehe nicht wie eine Katze geht

Ich habe den Rücken einer Ältesten

Die Beine krumm

Wie jene, die schwer getragen haben

Wie jene, die im Gehen

Gebären

In Folge der Debatte über die Übersetzung des Gedichts von Amanda Gorman wird zurzeit intensiv diskutiert, wer die Legitimation dazu hat, einen bestimmten Autor oder eine bestimmte Autorin zu übersetzen. Sollten Übersetzer*innen bestimmte Erfahrungen mit dem Autor oder der Autorin teilen? Geschlecht, Alter, Religion, soziale Klasse, Hautfarbe, Herkunft, aber vor allem Erfahrungen von Diskriminierung und Unterdrückung? Kurz gesagt, kann sich ein deutscher Übersetzer überhaupt in die komplett fremde Welt einer Joséphine Bacon hineinversetzen?

Dass die Antwort auf diese Frage viel komplexer ist und sich Identität nicht auf einzelne Merkmale reduziert, lässt dieses Zitat aus dem Roman „Nachts ist unser Blut schwarz“ von David Diop, in der Übersetzung von Andreas Jandl, erahnen. Hier spricht der senegalesische Soldat:

„Übersetzen ist eine der wenigen menschlichen Tätigkeiten, die einen zwingt, im Einzelnen zu lügen, um im Ganzen die Wahrheit zu sagen. Übersetzen heißt, das Risiko eingehen, besser als die anderen zu verstehen, dass die Wahrheit des Wortes keine einfache, sondern eine doppelte ist, wenn nicht dreifache, vierfache oder fünffache“. (S. 147)

Liegt die Kernkompetenz des literarischen Übersetzers nicht eben darin, eine in vielfacher Hinsicht bestehende Differenz zu überbrücken? Liegt es nicht in der Natur seiner Arbeit, sich mit Empathie, Vorstellungskraft und Begeisterung in ein sprachlich und kulturell fremdes Umfeld hineinzuversetzen und uns Leser*innen einen Zugang dorthin zu ermöglichen?

Wird Andreas Jandl heute nicht genau dafür ausgezeichnet, dass er das große Talent und die Sprachkompetenz besitzt, die innere Welt eines Autors oder einer Autorin in all ihren multiplen Facetten sensibel zu erfassen und in einem komplexen Verfahren so wiederzugeben, dass sich auch bei uns Leser*innen ein klingendes Universum eröffnet?

Wie eintönig wäre es, wenn wir gedanklich unter unseresgleichen verharren würden? Sollten wir im Gegenteil nicht alle ein wenig mehr aus uns hinausgehen und die vermittelnde Haltung des Übersetzenden einnehmen, der ja nie den Autor ausbeutet, sondern ihm seine Stimme leiht?

Ein großes Verdienst von Andreas Jandl ist es darum auch Autor*innen der Frankophonie in Deutschland bekannt gemacht zu haben, insbesondere aus Québec. Er hat sich also auch mit der Vielfalt der französischen Sprache beschäftigt, mit Varianten des Französischen, die nur selten in deutschen Schulen und Universitäten vorkommen. Akzent, Vokabular, Syntax unterscheiden sich gerade im mündlichen québécois sehr stark vom “Français de France“, wie wir es in Québec nennen. Manch deutscher Besucher, der meinte, französisch zu können, bekam bei der Ankunft am Montréaler Flughafen erstmal einen Schock.

Mit seinen Theaterübersetzungen beschäftigte sich Andreas Jandl gerade besonders intensiv mit dieser Mündlichkeit, die das Québecer Theater prägt und im Québecer Theater zelebriert wird, seit Michel Tremblay den joual (die Sprache der kleinen Leute) bühnenfähig machte.

Der Erfolg der Québecer Dramatik in den deutschsprachigen Ländern speist sich zum großen Teil aus dieser ungemein ausdruckstarken, direkten und humorvollen mündlichen Sprache, die eine solche Vielzahl an Schimpfwörtern kennt, dass Kapitän Haddock vor Neid erblassen würde. Als Andreas Jandl damit anfing, Dramatik aus Québec zu übersetzen, gab es gerade mal um die 10 Stücke, die auf Deutsch verfügbar waren, heute sind es fast 150.

Noch länger hat es gedauert, bis die Literaturszene Québecs in Deutschland größere Aufmerksamkeit bekam. Pro Jahr wurden im Schnitt drei Romane übersetzt, die über den Umweg aus Frankreich nach Deutschland kamen.

Als vor ein paar Jahren bekannt wurde, dass Kanada 2020 auf der Buchmesse in Frankfurt zu Gast sein würde, hatte Andreas Jandl schon die nötige Expertise, deutsche Verlage zu beraten, Ihnen Autor*innen ans Herz zu legen, aber auch andere Übersetzer*innen mit den Besonderheiten des Französischen aus Québec vertraut zu machen.

Andreas Jandl und ein paar anderen engagierten Kolleg*innen, die sich mit der Literaturlandschaft Québecs schon im Vorfeld beschäftigt hatten, ist es zu verdanken, dass zum Gastland-Auftritt (der pandemiebedingt von 2020 auf 2021 verschoben wurde) um die 100 Bücher aus Québec in deutscher Übersetzung erschienen sind.

Wie tief Andreas Jandl eingetaucht ist in die Kultur und Natur Québecs, kann man in seinem Buch nachlesen „Den Sankt Lorenz entlang bis ans Ende der Welt. Durch Kanada auf der Route 138“.  Im Wohnmobil hat er 1.400 km zurückgelegt, von der Grenze zu den USA im Süden bis in den Norden Québecs. Er schreibt über landschaftliche, geschichtliche, gesellschaftliche und literarische Besonderheiten, aber auch über skurrile Begegnungen mit Truckern und Trampern. Hier offenbart sich auch das schriftstellerische Talent Andreas Jandls, als unübertrefflicher Übersetzer seiner eigenen Beobachtungen.

Ich möchte Dir, lieber Andreas, aus ganzem Herzen gratulieren, auch im Namen der Vertretung der Regierung von Québec und aller dortigen Freunde der Literatur, zu der ehrenvollen Auszeichnung des Eugen-Helmlé-Preises und für Deinen beeindruckenden Weg als literarischer Übersetzer. Ich hoffe, dass Du uns noch viele Male bis ans Ende der Welt mitnehmen wirst mit zahlreichen Büchern und Autor*innen aus den unterschiedlichsten Horizonten.

Mes félicitations les plus chaleureuses cher Andreas!